Langfristige Perspektiven

Der Bedarf an Kraftwerken zur Deckung der Residuallast dürfte mindestens den Stilllegungen der Kohle- und Atomkraftwerke entsprechen. Mittelfristig müssen auch die bisherigen Gaskraftwerke ersetzt werden. Hinzu kommt weiterhin zunehmende Residuallast durch ungesteuerte Nachfrage neuer Stromverbraucher, wie Wärmepumpen ohne ausreichenden Wärmepuffer und Schnelladesäulen ohne differenzierte Tarife.

Eben erschien eine Studie von Agora Energiewende, die unter Leitung der von Thorsten Lenck mit den Instituten Prognos und consentec erarbeitet wurde: „Szenario: Klimaneutrales Stromsystem 2035 – Umsetzungsvoraussetzungen aus Strommarkt- und Stromnetzperspektive":

„Während derzeit kriegsbedingt die Erdgasverstromung zurückgefahren wird, verdoppelt sich im klimaneutralen Stromsystem 2035 die Gaskraftwerksleistung von 30 auf 61 GW. Wobei das Erdgas zunehmend durch Wasserstoff ersetzt wird. Gaskraftwerke würden vor allem für die Versorgungssicherheit im Winterhalbjahr benötigt. Ein Drittel von ihnen (20 GW) laufe durchschnittlich nur dreitausend Stunden pro Jahr und erzeuge so 75 Prozent des gesamten Gasstroms, das letzte Drittel werde sogar nur wenige Stunden pro Jahr betrieben und sei eine Versicherung gegen seltene Extremwetter-Ereignisse“ (Tagesspiegel background Energie & Klima vom 24.Juni 2022). 

Die Studie enthält genau den Kraftwerksbedarf, von dem wir ausgehen (60 GW für die Residuallastdeckung), und von dem Biogas im Idealfall die Hälfte beitragen kann (30 GW). 

Mit dem entscheidenden Haken, dass wir bis 2035 keineswegs die nötigen Mengen Wasserstoff zur Verfügung haben – aber etwa 180 bis 240 TWh/a Biogas mobilisiert haben können, ohne dass wir dafür noch Anbaubiomasse brauchen.

Zu den langfristigen Perspektiven haben wir mit Hans-Josef Fell (EnergyWatchGroup) diese Diskussionsgrundlage erstellt.