Statt Mais: Neue Substrate und Agrarreststoffe

So wertvoll wie Anbaubiomasse: Stroh und Spreu, Blühstreifen, Blumenwiesen und Bieneweiden

Prof. Dr. Walter Stinner, DBFZ, berichtete im Netzwerk Flexperten über neue Substrate und Agrarreststoffe als Wachstumsperspektive für nachhaltige Biogaserzeugung.

Kurz gefasst: Mit Reststoffen könnte man den gesamten Biogas-Anlagenbestand in Deutschland versorgen. Neue Anbausysteme können gleichzeitig dem naturschutz dienen, also das Grundwasser schützen, die Artenvielfalt erhalten und Humus aufbauen. In nachhaltiger Fruchtfolge kann der Aufwuchs für die Biogasgewinnung eingesetzt werden. Damit werden die Kosten der naturschonenden Bewirtschaftung teilweise durch die Energiegewinnung getragen.

Biogas geht notfalls auch ohne Mais. Das ist allerdings nicht überall und immer sinnvoll, denn Mais kann in Regionen mit geringer Viehdichte durchaus eine Bereicherung der Fruchfolge sein. Die Aussage ist dennoch wichtig, weil sich der Substratanbau in vielen Köpfen zum Feindbild Biogas verfestigt hat.

In jedem Fall sollte die Nutzung landwirtschaftlicher Reststoffe Priorität genießen. Ganz oben steht die Nutzung der über 100 Mio. to Gülle und Mist pro Jahr, die bisher nicht vergoren werden und zu den unkontrollierten Methanemissionen aus der Landwirtschaft beitragen – schon aus Klimaschutzgründen.

Bisher werden Biogasbetreiber tendenziell eher bestraft, die hohe Mengen Gülle aufnehmen. Sie nehmen dem Viehhalter die Entsorgungsprobleme ab und unterliegen anschließend strengeren Aufbewahrungs- und Verwertungspflichten als der ursprüngliche Verursacher. So lange diese nicht auch den Aufwand für Lagerung, Transport und Verteilung tragen müssen, werden Biogasbetreiber nicht mehr Gülle verwerten als sie unbedingt müssen, um den Güllebonus zu erhalten.

Mit einer verursacherbezogenen „Behandlungspflicht“ für Methan-trächtige Abfallstoffe in gasdichten Anlagen mit anschließendem Transport der Nährstoffe in Bedarfsregionen, würden Biogasanlagen und Stromkunden entlastet und ein Vielfaches an Gülle verwertet werden können. 

Das größte energetische Potenzial liegt bei Stroh, Maisstroh und Spreu. Allerdings sollte man sich nicht der Illusion hingeben, dass dies zum Nulltarif zu haben sei. Im Gegenteil: der Anbau von Mais und seine Eigenschaften sind ausgesprochen „billig“. Der Mehraufwand für die Technik, das „Werben“, also Erfassung, Transport und Lagerung von Reststoffen ist tendenziell höher als der Anbau von nawaRo als Substrat.

Walter Stinner zeigte auf, dass es auch weitere landwirtschaftliche Nutzen gibt, wenn gerade Reststoffe vom Acker entnommen, energetisch verwertet und dann von Keimen und Schädlingen bereinigt, mit ihren Fasern und Nährstoffen wieder auf den Acker kommen.

Wenn dann noch Blühpflanzenkulturen hinzukommen, die eigentlich nur für Biogas genutzt werden können, dann würden auch wieder mehr Biogasanlagen gebraucht.

Den Vortrag finden Sie hier