2018-5 Flexperten-Infomail
DBFZ-Studie zur Flexibilisierung: „Keine halben Sachen!“
So könnte man es kurz fassen, oder: Bei der Flexibilisierung gilt aus ökonomischen Gründen: Nicht kleckern, sondern klotzen! In den meisten Fällen ist es die richtige Lösung, konsequent zu flexibilisieren und die drei- bis fünffache Leistung zu installieren. Das gilt nicht immer, und um den Preis einer höheren Investition, aber das lässt sich herausfinden …
Die konsequente Flexibilsierung ist meistens auch ökonomisch vorteilhaft, wenn man die höheren investitionen auch stemmen kann. Das erbrachte eine Untersuchung des DBFZ und bestätigt damit die langjährige Botschaft der Flexperten.
Die Agentur für erneuerbare Energien (AEE) hatte im Rahmen des von der FNR finanzierten Projekts „Energie update“ beauftragt, für verschiedene Biogasanlagen stellvertretend für den Anlagenbestand die Verdienstmöglichkeiten für die Betreiber bei verschieden ausgeprägten Flexibilisierungen zu untersuchen. Hier die Pressemeldung und die Ergebnisse dazu
Wirtschaftlichkeitsberechnungen bieten Überblick
Die flexible Stromproduktion aus Bioenergie ist nicht nur für das Stromsystem der Zukunft ein zentraler Baustein. Sie kann sich selbst unter den heutigen Rahmenbedingungen für Anlagenbetreiber rechnen. Das ist ein zentrales Ergebnis der „Bewertung von Flexibilisierungskonzepten für Bioenergieanlagen“, einer Studie, die das Deutsche Biomasseforschungszentrum (DBFZ) im Auftrag der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) durchgeführt hat. „Damit die Bioenergie ihre Möglichkeiten zum Ausgleich der schwankenden Produktion aus Wind- und Solarenergie künftig verstärkt ausschöpft und damit zum Update der Energieversorgung beiträgt, benötigen die Anlagenbetreiber Planungssicherheit und ausreichende Erlöse am Strommarkt“, sagt Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE).
In die Analyse bezog das DBFZ in erster Linie Biogasanlagen mit ihren Möglichkeiten zur variablen Stromproduktion ein. Insgesamt wurden anhand von sechs Biogasanlagen und eines Holzheizkraftwerkes Erlöse und Kosten für eine Modernisierung der Anlagen gegenübergestellt. Dreh- und Angelpunkt dieser Modernisierung ist eine stärker an den Erfordernissen des Strommarktes der Zukunft ausgerichtete Stromproduktion. Dazu gehören Investitionen etwa in Gasspeicher und zusätzliche Kapazitäten von Blockheizkraftwerken (BHKW). Die Stärke der BHKW: Als Bio-Batterie können sie ihre Stromproduktion kurzfristig steigern, wenn die Nachfrage am Markt besonders hoch ist und im Gegenzug ihre Stromerzeugung mit Rücksicht auf eine hohe Auslastung von Solar- und Windenergieanlagen flexibel senken. Biogas und Wärme lassen sich gut vor Ort speichern.
Abhängigkeit der Flexibilisierung von Wärmenutzungen
Eine Schlüsselfrage für Betreiber von Biogasanlagen lautet: Wie weit soll die Flexibilisierung gehen? Denn die Überkapazitäten am Strommarkt bieten aktuell nur einen schwachen Anreiz, in die Flexibilität zu investieren, die in einem von Erneuerbaren geprägten Energiesystem dringend benötigt wird. Mit der Flexibilitätsprämie fördert der Staat allerdings derzeit Investitionen in die Modernisierung von Bioenergieanlagen. Unter den vom DBFZ getroffenen Annahmen ist ein Zubau von flexiblen BHKW mit vierfacher Leistung rentabler als eine Verdoppelung der Leistung. Eine vollflexible Fahrweise von Biogasanlagen schneidet besser ab als eine teilflexible Fahrweise. Für die Wirtschaftlichkeitsberechnungen wurden vom DBFZ vier verschiedene Flexibilisierungsvarianten für die Anlagenbeispiele durchgespielt. Die absolute Höhe der Mehreinnahmen durch den flexiblen Anlagenbetrieb variiert zwischen den Beispielen und den jeweiligen Betriebsvarianten zum Teil erheblich. Wichtige Faktoren für die Betreiber der Bioenergieanlagen sind neben der Rentabilität der Stromproduktion auch die Notwendigkeiten der Wärmeerzeugung. Denn eine effiziente Nutzung der in Biogasanlagen erzeugten Wärme ist aus Gründen des Klimaschutzes ebenso wie für die Rentabilität der meisten Anlagen essentiell.
Update der Energieversorgung
„Die nun vorliegenden Berechnungen können Anlagenbetreibern sowie Entscheidern in Politik und Wirtschaft eine Orientierung zu den Perspektiven der Bioenergie bieten. Vor einer konkreten Investitionsentscheidung sind aber immer detaillierte Analysen notwendig, die sich an den konkreten Gegebenheiten vor Ort ausrichten“, betont Vohrer. Für seine Berechnungen hat das DBFZ Daten von unterschiedlichen in Deutschland in Betrieb befindlichen Bioenergieanlagen genutzt, die einen gewissen Querschnitt durch die Gegebenheiten insbesondere am deutschen Biogasmarkt bieten sollen. Dabei wurden verhältnismäßig kleine, mit Gülle betriebene Anlagen ebenso berücksichtigt wie relativ große, in erster Linie mit Energiepflanzen betriebene Biogasvergärer. „Für das dringend benötigte Update der Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien sind Bioenergieanlagen ein wichtiger Baustein“, so Vohrer.
Die Studie „Bewertung von Flexibilisierungskonzepten für Bioenergieanlagen“ ist zusammen mit Steckbriefen der in der Studie berücksichtigten Anlagen verfügbar unter: https://energie-update.de/mediathek
Wie sich dieser in eine verlässliche Stromversorgung mit Erneuerbaren Energien einfügt, zeigt die AEE in der neuen Animation „100 PROZENT ERNEUERBAR UND SICHER“.
Angehängte Dateien:
- DBFZ-Sudie "Bewertung von Flexibilisierungskonzepten für Bioenergieanlagen" Juni 2018
- Anlagenbeispiel: Kleine Biogasanlage, 200 kW, Gülle, Süddeutschland
- Anlagenbeispiel: Kleine Biogasanlage, 265 kW, nachwachsende Rohstoffe, Norddeutschland
- Anlagenbeispiel: Mittlere Biogasanlage, 652 kW, nachwachsende Rohstoffe, Norddeutschland
- Anlagenbeispiel: Holzheizkraftwerk, 4.400 kW
- Anlagenbeispiel: Mittlere Biogasanlage, 400 kW, Gülle, Süddeutschland
- Anlagenbeispiel: Große Biogasanlage, 1.650 kW, nachwachsende Rohstoffe, Norddeutschland
- Anlagenbeispiel: Große Biogasanlage, 1.166 kW, Gülle, Nordostdeutschland
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